Im Jahre 2008 bin ich in meiner Eigenschaft als Schulratspräsident in dieser
Frage zum Experten geworden. 600 besorgte Bürgerinnen und Bürger haben damals eine Petition überbracht mit der Forderung, kein Hochdeutsch in unseren Kindergärten. Darauf hin haben wir uns an
einen Tisch gesetzt und zuerst mal unzählige Missverständnisse aus dem Weg geräumt. Dazu gehörten:
- Es ist nicht so, dass ein Kind im Kindergarten spielt und in der Schule getrimmt wird.
- Auch in der Unterstufe bestehen zahlreiche Möglichkeiten, spielend zu lernen, das bleibt auch nachher eine hohe Kunst.
- Es war noch nie so, dass ein Kind im Kindergarten nur spielt. Im Spiel macht eine Kind sehr wichtige Erfahrungen und lernt extrem gut und leicht – spielend fast.
- Am meisten lernt ein Kind in der Phase von 0-4, also vor dem Kindergarten. Dann werden die wichtigsten Anlagen im Gehirn angelegt, provoziert durch äussere Reize.
- Kindergärtler lieben Sprachen. Sie lernen Begriffe und sind fasziniert, wenn man einem Gegenstand auch anders sagen kann.
- Berührungsängste mit dem Hochdeutschen haben nicht unsere Kleinen, sondern meistens die Eltern.
Unser Sprachförderkonzept basiert auf neuesten Erkenntnissen der Lernforschung und hat folgende Eckpfeiler:
- Die Standardsprache sowie die Mundart müssen im Kindergarten gepflegt und gefördert werden.
- Beide Sprachen sollen in klaren Sequenzen eingesetzt werden.
- Das Hin- und Herwechseln zwischen den beiden Sprachen muss vermieden werden.
- Die Lehrperson soll die Häufigkeit des Gebrauchs der Standardsprache und der Mundart den Bedürfnissen und der Zusammensetzung der Klasse anpassen.
Und wussten Sie folgendes: Wir investieren sehr viele Ressourcen in die Sprachförderung im Kindergarten. In jedem unserer Kindergärten ist während sechs Wochenlektionen eine zweite
Kindergartenlehrperson anwesend und trägt Mitverantwortung, dass alle Kinder in der Sprache gezielt gefördert werden.